B-BDK51: Benedikt Heyl

Die Aufstellung der Liste zur Europawahl ist eine Richtungsentscheidung für die nächsten Jahre. Als engagierter Klimaaktivist will ich dafür am Bundesparteitag dabei sein.

Es gibt eine furchtbare Lücke zwischen der wissenschaftlichen Realität der Klimakrise auf der
einen Seite und der trägen ökonomischen Realität auf der anderen Seite. Diese Lücke zu
schließen ist die große politische Aufgabe unserer Zeit. So schnell wie möglich müssen wir
Verbrennung als Technologie überwinden und eine nachhaltige, resiliente Wirtschaftsweise
ermöglichen.

Dieser Wandel ist nur mit linken grünen Ideen möglich. Ich bin überzeugt, dass das positive
Freiheitsverständnis der Grünen dem negativen Freiheitsverständnis anderer Parteien voraus ist.
Unsere Freiheit wird im Moment nicht durch Verbote bedroht, sondern durch fehlende
Möglichkeiten. Während der Reichtum in Europa kontinuierlich wächst, können immer weniger
Menschen an diesem Reichtum teilhaben. Unfrei ist, wer nach der Miete kaum mehr Geld übrig
hat und dann auch noch ein Auto bezahlen muss, weil der Bus nicht kommt. Frei ist, wer auf
eine umfassende öffentliche Infrastruktur zurückgreifen kann: Von der Bibliothek zur Bahn. Und
natürlich: Frei ist, wer in 50 Jahren noch eine erträgliche Lebensgrundlage übrig hat.

Mir fehlt die Geduld, das Tempolimit oder das Verbot von Gasheizungen fallen zu lassen, weil
Verbote allein schon aus Prinzip politisch keine Möglichkeit darstellen. Im Moment ist nicht die
Freiheit der Menschen in Gefahr, die ihr Eigenheim renovieren, sondern die Freiheit der
Menschen, deren Zuhause von einer Sturmflut weggespült wird; egal ob im Ahrtal oder in
Bangladesch. Klimaschutz ist notwendig, um im Biergarten in Zukunft nicht zu viel zu schwitzen.
Klimaschutz ist aber nur deswegen die zentrale Herausforderung unserer Zeit, weil wir ein
funktionierendes Ökosystem brauchen, damit Menschen, die wir nicht kennen, überhaupt frei
sein können.

Mit einer solchen Grundeinstellung bin ich in der Klimabewegung nicht allein und sie klingt im
Vergleich zur sonst üblichen Rhetorik drastisch. Gleichzeitig wurde auf diese Weise der Rahmen
des politisch Sagbaren in den letzten Jahren nachhaltig verschoben. Als Grüne ist es jetzt unsere
Aufgabe, diesen politischen Spielraum bis aufs Äußerste auszunutzen. Wir müssen so viele
kleine Schritte in die richtige Richtung machen wie möglich, ohne sich bei den Dingen, die wir
einfordern, zu beschränken.