Veranstaltung: | Stadtparteitag im Mai 2022 |
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Tagesordnungspunkt: | 3. Schwerpunktthema Gerechtigkeit |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | AK Feminismus und AK Digitales und Gesellschaft |
Beschlossen am: | 09.05.2022 |
Eingereicht: | 07.04.2022, 08:00 |
A Geschlechtergerechtigkeit der Digitalisierung in München stärken
Beschlusstext
Algorithmen verstärken aktuell in der digitalen Welt
Geschlechterungerechtigkeiten, digitale Gewalt trifft überproportional häufig
Frauen*, der Anteil von Frauen* in den IT-Berufen liegt gerade mal bei 16
Prozent laut des Dritten Gleichstellungsberichts von 2021. Dass Frauen* in
unserer digitalen Welt nicht gleichwertig repräsentiert werden, ist kein
Geheimnis. Dass digitale Kompetenzen auch nicht gleich verteilt sind und noch
weniger gleichwertig weiterentwickelt werden, hat nun auch das SZ-
Digitalbarometer, eine repräsentative Befragung des Bayerischen
Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) mit der SZ, aufgezeigt.
Jede*r zehnte Bürger*in besitzt nicht die notwendigen Kompetenzen im Umgang mit
digitalen Informationen und Daten. In anderen Kompetenzbereichen, wie z.B. dem
Erstellen eigener Inhalte, ist dieser Anteil der Unsicherheit häufig noch höher.
Es fehlt offensichtlich an Zugang und Vermittlung. Vor allem Frauen* gehören zu
denjenigen, denen in der Digitalisierung droht den Anschluss zu verlieren. Dem
müssen wir entgegensteuern.
Andere Städte wie Wien gehen mit gutem Beispiel wie dem Frauenbarometer und
niederschwelligen Föderungsmöglichkeiten voran. Unser Ziel ist es, dass Frauen*
und Mädchen* in München befähigt werden, selbstbestimmt und neugierig mit der
digitalen Welt zu interagieren. Frauen* und Mädchen* in München soll
verständlich gemacht werden, dass ihre Kontaktscheue gegenüber der
Digitalisierung kein individuelles Problem ist, sondern ein gesellschaftliches
Phänomen, dem wir als Grüne in der Fläche entgegenwirken wollen.
Daher fordern wir die Grün-Rosa Liste Stadtratsfraktion auf folgende Punkte in
den Stadtrat einzubringen:
- Ein Frauenbarometer: Eine repräsentative Studie zu den
Gestaltungspotenzialen der Digitalisierung der Münchnerinnen. Als Vorbild
kann hier das Frauenbarometer aus Wien dienen. Mit der Studie soll die
Gesamtsituation sichtbar gemacht werden. Das Ziel ist, die digitalen
Kompetenzen langfristig zu stärken. Darüber hinaus werden durch die
jährliche Umfrage und Veröffentlichung für Frauen* sichtbar gemacht, dass
ihr Problem kein individuelles ist, sondern ein gesellschaftliches. Des
Weiteren wird wahrnehmbar für Frauen*, dass sie auch Zielgruppe sind und
mitgedacht werden, die digitale Kommunikation erscheint so inklusiver. Die
Ergebnisse des Frauenbarometers werden als Grundlage genutzt, um Maßnahmen
zur Stärkung digitaler Kompetenzen für Frauen* und Mädchen* zu entwickeln.
- Evaluation ( z.B. 2-jährig) der bestehenden Angebote, die im Rahmen der
Digitalisierungsstrategie implementiert wurden. Davon ausgehend sollen
generelle Angebote und insbesondere Bildungsangebote für die Stärkung
digitaler Kompetenzen für Mädchen* und Frauen* erweitert werden.
- Niedrigschwellige Förderungen für Frauen*, die sich digital weiterbilden
wollen. Viele Angebote in Bayern wirken sehr spezifisch auf schon
erfolgreiche Frauen* abgestimmt. Zum Beispiel sind kleine
Wochenendfortbildungen durch einfache und leicht zugängliche
Fördermöglichkeiten leichter auch für Frauen* mit geringerem Einkommen
finanzierbar und werden daher attraktiver. Fortbildungen sind auch immer
hervorragend für Vernetzung und Austausch geeignet.
Begründung
Begründung:
In der obengenannten Studie des bidt-SZ-Digitalbarometers geben 8 % der Frauen* auf die Frage „Wie oft fühlen Sie sich im Umgang mit digitalen Geräten oder dem Internet allgemein überfordert?“ „sehr häufig“ an. Bei Männern sind es 4%. Dass sie sich „oft“ überfordert fühlen, geben Frauen* ebenfalls doppelt so oft an wie Männer. Diese Daten basieren auf einer Selbsteinschätzung der Befragten, was deutlich aufzeigt, dass Frauen* weniger Freude und Neugier am Umgang mit der digitalen Welt haben als Männer. Das muss nicht sein. Wir müssen mehr Augenmerk darauflegen, dass die Bedürfnisse von Frauen* in der Bildung und der Digitalisierung mehr mitgedacht und repräsentiert werden. Wenn wir die Digitalisierung so weiterlaufen lassen wie bisher, wird die Schere zwischen „digital selbstbestimmt und handlungsfähig“ und „digital abhängig und weisungsabhängig“ immer größer werden. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Frauen*, ältere Menschen, formal niedrig Gebildete und Personen mit einem niedrigen Haushaltsnettoeinkommen sich seltener durch Bildungsangebote im digitalen Bereich weiterbilden, als Männer mit mittlerem Einkommen im Alter zwischen 25 und 46 Jahren. Daher müssen nicht nur im beruflichen Bereich Weiterbildungsaktivitäten für digitale Kompetenzen deutlich verstärkt werden. Ein wichtiger erster Schritt ist es daher, das Bewusstsein für die Notwendigkeit der individuellen Weiterentwicklung der digitalen Kompetenzen bei Frauen* in München zu fördern. Dafür sehen wir das Frauenbarometer als hervorragendes Werkzeug an.