Veranstaltung: | Stadtparteitag im Mai 2022 |
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Tagesordnungspunkt: | 3. Schwerpunktthema Gerechtigkeit |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | OV Au/Haidhausen |
Beschlossen am: | 09.05.2022 |
Eingereicht: | 09.04.2022, 13:00 |
A Gegen die Einsamkeit: Nachbarschaftstreffs personell besser ausstatten
Beschlusstext
Die Stadtversammlung möchte beschließen:
Die Stadtversammlung stellt fest:
Einsamkeit ist ein gesamtgesellschaftliches Thema. Die Coronapandemie mit den
fehlenden Kontaktmöglichkeiten hat aber, insbesondere bei älteren Menschen,
dieses Problem noch verstärkt. Eine Umfrage aus dem Frühjahr 2021 hat ergeben,
dass sich mehr als jede fünfte Seniorin und jeder fünfte Senior ab 75 Jahren
häufig oder zumindest hin und wieder einsam fühlt. Frauen sind im hohen Alter
häufiger von Einsamkeit betroffen als Männer.
Soziale Isolation, also objektiv wenig soziale Kontakte, korreliert oft mit
verschiedenen Problemlagen. Dazu gehören zum Beispiel Schicksalsschläge,
Erkrankungen, mangelnde Mobilitätsangebote, Armut oder Migrationshintergrund.
Betroffene brauchen daher Unterstützung, um aus ihrer Vereinsamung und aus der
sozialer Isolation herauszufinden. Einsamkeit zu verhindern ist eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Niedrigschwellige und bedarfsgerechte Angebote direkt im Quartier wie
Nachbarschaftstreffs sind wichtige Angebote, insbesondere für sozial
benachteiligte Familien mit Kindern, für geflüchtete Menschen aber eben auch für
Senioren und Seniorinnen. Gerade in einer wachsenden Stadt ist es, insbesondere
in Neubaugebieten aber auch im verdichteten Bestand, für den sozialen
Zusammenhalt sehr wichtig konsumfreie Räume zu haben.
Die Leitidee der Nachbarschaftstreffs wurde - stark unterstützt von den Münchner
Grünen - im Zusammenwirken des Amts für Wohnen und Migration mit der Münchner
Wohnungswirtschaft, bereits vor 23 Jahren auf den Weg gebracht. Inzwischen gibt
es bereits 54 solcher Einrichtungen. Getragen werden sie – neben einem*r
hauptamtlichen Leiter*in - in Eigen- und Selbstverantwortung der Ehrenamtlichen.
Die Treffs bieten Raum für Engagement, sind da für alle Themen rund um die
Nachbarschaft und Planungen im Viertel. Sie unterstützen mit Wissen, Kontakten,
Material und Räumen. Sie vermitteln und vernetzen. Sie bieten Räume für Feiern
und Veranstaltungen, bieten Raum für Austausch und Miteinander. Sie sind
verknüpft mit Nachbarschaftshilfe und haben u.a. gerade in der Pandemie sehr
viel für ihre Nachbarinnen und Nachbarn geleistet. Für viele Familien waren sie
oft der einzige Halt und die einzige verlässliche Anlaufstelle.
Bereits vor mehr als 15 Jahren wurden Nachbarschaftstreffs von einer Delegation
von Eurocitys als beispielhaftes Erfolgsmodell für Integration und Teilhabe
ausgezeichnet. Eine Wirkungsanalyse aus dem Jahr 2013 kam zum ähnlichen
Ergebnis, empfahl aber u.a. dringend zur wesentlich besseren Entfaltung der
Wirkungsmöglichkeiten und zur Vermeidung von Überforderung die Stellen der
hauptamtlichen Leiter*innen der Nachbarschaftstreffs von einer halben auf eine
ganze Stelle auszuweiten.
Eine halbe Stelle (also 19,5h/Woche) reicht bei weitem nicht aus, um die
vielfältigen Aufgaben zu schaffen. Diese sind konkret neben der inhaltliche
Arbeit im Quartier auch das Raummanagement und die Koordination und Anleitung
der Ehrenamtlichen. Außerdem ist bei einer 19,5h/Woche-Stelle keine Urlaubs- und
Krankheitsvertretung mitgedacht, d.h. der Treff muss in solchen Fällen
geschlossen werden da kein refinanzierter Ersatz vorgesehen ist.
Die bisherige Ausstattung mit einer halben Stelle wird der zunehmend
gesellschaftlich wichtiger werdenden Aufgabe der Nachbarschaftstreffs in keiner
Weise gerecht. Überforderung der Fachkräfte sowie Schwierigkeiten bei der
Personalakquise und eine hoher Fluktuation auf Arbeitsplätze mit besseren
Rahmenbedingungen sind Folgen der bisherigen Praxis.
Die Stadtversammlung fordert die Fraktion Die Grünen -Rosa Liste im München
Stadtrat auf,
Standorte weiterer Nachbarschaftstreffs zu sichern und auszuschreiben und die
Stellen für die hauptamtlichen Leiter*innen der Treffs von einer halben Stelle
auf eine ganze aufzustocken, beginnend mit Wohnquartieren mit großem Umgriff.
Begründung
Begründung erfolgt mündlich