Veranstaltung: | Digitaler Stadtparteitag am 20. März 2021 |
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Tagesordnungspunkt: | 4. Anträge |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Stadtvorstand, AK Queer |
Eingereicht: | 11.03.2021, 13:17 |
A Stärkung von Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit für LGBTIQ*-Menschen in München
Beschlusstext
Unterstützung des Projekts „Inklusive Regenbogenflagge auf der Theresienwiese“
und temporärer Einfärbung von Zebrastreifen in Regenbogenfarben in der Münchner
Pride-Week.
Die Stärkung queeren Lebens ist Grüne DNA. Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans*
und inter* Personen und all die nicht-binäre und nicht-heteronormative Vielfalt,
die sich im Begriff „Queer“ zusammenfindet, braucht unsere Rückenstärkung!
Die Diskriminierung von queeren Menschen macht sich in vielen Bereichen
bemerkbar, auch in unserer liberalen und bunten Landeshauptstadt. Denn viele
Themen werden nicht auf kommunaler Ebene geregelt. Was eigentlich sinnvoll ist,
ist im konservativ regierten Bayern ein Nachteil. Queerfeindlichkeit zum
Beispiel, egal ob psychisch und physisch, wird von der Polizei nicht als solche
erfasst und kann damit auch nicht gesondert betrachtet werden. Maßnahmen im
Bildungsbereich zur Akzeptanzförderung von Vielfalt sind ebenso vom Freistaat
abhängig.
In der lange rot-grün-rosa und nun grün-rosa-rot-violett regierten
Landeshauptstadt hat sich durch ernsthaften politischen Willen und
zivilgesellschaftliches Engagement eine vorbildliche Infrastruktur für Beratung
und Unterstützung von LGBTIQ*-Menschen gebildet. Diese wird hervorragend
gefördert. Und dennoch sind all die Einrichtungen, die sich etabliert haben, für
zum Beispiel Lesben, Schwule, queere Jugendliche, trans* und inter* Personen
oder LGBTIQ*-Geflüchtete von Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit abhängig, auch
finanziell. Die größte Plattform für Sichtbarkeit und zur eigenen Bewerbung, der
CSD, ist 2020 coronabedingt ausgefallen. Auch die großen queeren Straßenfeste im
Glockenbachviertel, auf denen sich die Einrichtungen präsentieren können, fanden
nicht statt. Aktuell müssen wir davon ausgehen, dass CSD und Straßenfeste auch
2021 nicht oder nur stark eingeschränkt stattfinden werden. Sichtbarkeit im
Öffentlichen Raum muss daher hohe Priorität haben.
Und während wir in München gerne viel und bunt feiern und Akzeptanz leben,
fürchtet Europa bei jeder Wahl nach wie vor einen politischen Rechtsruck, der
diese Selbstverständlichkeit ernsthaft gefährdet. Auch weltweit sind viele
Länder meilenweit von einer Akzeptanz von LGBTIQ* entfernt, wie wir sie kennen -
gesellschaftlich und juristisch.
München, die Weltstadt mit Herz, sollte daher ein unübersehbares Signal in die
Welt senden: Queeres Leben ist wertvoll, schützenswert und in München jederzeit
willkommen!
Die Stadtversammlung beauftragt daher den Kreisverband und seine
Mandatsträger*innen mit der aktiven Unterstützung des Antrags der Grün-Rosa-
Fraktion im Bezirksausschuss 2 mit dem Ziel, eine überdimensionale trans*- und
BPoC-inklusive Regenbogenflagge (‚Progress Rainbowflag‘) auf der Theresienwiese
zu markieren. Die Mitglieder setzen sich dafür ein, dass ein mindestens 30x100m
großer Bereich zur Verfügung gestellt wird, auf dem dauerhaft, wetterfest und
robust gegen Vandalismus das internationale Symbol für Vielfalt ausgestellt
wird.
Darüberhinaus unterstützen der Kreisverband und seine Mandatsträger*innen das
Anliegen, jedes Jahr in der Münchner Pride-Week in jedem Stadtbezirk mindestens
einen Zebrastreifen in Regenbogenfarben zu markieren, um Sichtbarkeit auch
außerhalb des Stadtzentrums zu erzielen.
Begründung
Aufmerksamkeit erzielt man mit Projekten dort, wo diese nicht erwartet werden. Außerhalb des Glockenbachviertels liegend ist die Theresienwiese als Ausstellungsort ein geografisch zentrales und unübersehbares Zeichen an Millionen Besucher*innen unterschiedlichster Veranstaltungen und des größten Volksfests der Welt: München ist und bleibt bunt und vielfältig!
Und wir senden dieses Signal als Auftrag und Zeichen der Unterstützung in die Welt!
Internationale Aufmerksamkeit lässt sich zum einen durch Größe, zum anderen durch einen prominenten Ort generieren. Hier kommen beide Faktoren zusammen.
Auf Stadtebene fordern wir queere Sichtbarkeit in allen Bezirken zur Pride Week Mitte Juli und geben vor Ort Anlass für Aufklärung und Diskussion.
Finanzierung:
Die Kosten für das Projekt Theresienwiese könnten angesichts der angespannten finanziellen Lage Münchens auch alternativ gedeckt werden. Durch Förderung, durch Spenden, durch den „Kauf“ von oder Patenschaft für einzelne Quadratmeter des Kunstwerks. Bei der Umsetzung sollten alle queeren Vereine und Einrichtungen eingebunden werden und idealerweise von der Umsetzung auch finanziell profitieren, um ihre Wirkungsmöglichkeiten auch in Pandemie uneingeschränkt aufrecht erhalten zu können.
Die Einfärbung von Zebrastreifen sollte die Stadt übernehmen, wobei auch hier Co-Finanzierung durch Patenschaften, z.B. durch Bezirksausschüsse oder lokale Wirtschaft, möglich ist.